Der letzte Flug vor der Prüfungsanmeldung

1 Stunde und 48 Minuten Airtime, das ist mein Tagesziel. Genau so viel fehlt mir nämlich noch, um die 45 Pflichtstunden nach EASA-FCL zu vervollständigen und mich zur Prüfung beim Regierungspräsidium anzumelden. Mit dem Juni beginnt nun endlich auch richtig der Sommer und so entwickeln sich bereits Wind und Thermik als ich den Flieger für diesen denkwürdigen Flug startklar mache.

Ich bin wieder mit Kristian unterwegs. Trotz Thermik und den daraus entstehenden Turbulenzen freue mich einfach nur, in der Luft zu sein. Ist die nahende Prüfung erst einmal vorbei, werde ich diese Momente bestimmt nicht mehr ganz so häufig genießen können. Wir setzen Kurs Richtung Aalen-Heidenheim (EDPA) und ich merke wie meine Freude mich ruhig und gelassen werden lässt. Nach einer kleinen Orientierungsübung überfliegen wir Heubach, wenige Augenblicke später zieht bereits die Stadt Aalen unter uns vorbei.

Ich frische nochmals meine Kenntnisse über die Platzrunde in Aalen auf und bereite die Aquila für die erste von zwei Landungen vor. Die Thermik über dem Wald im Endteil des Anfluges auf die Piste 28 zerrt bereits etwas an der Maschine, trotzdem bin ich mit meinen Landungen zufrieden.

Ein kleines Prüfungsprogramm wollen wir auch heute wieder durchlaufen und so nimmt mein Fluglehrer mir die Navigationshilfen des Garmin G500 weg, indem er die Moving-Map soweit es geht herauszoomt. Außer einer schwarzen Kontur auf der „Europa“ steht, kann ich auf dem Display nun nichts mehr erkennen. Und so soll es nun nach Schwäbisch-Hall (EDTY) gehen. Ich werfe einen Blick auf die ICAO-Karte, die sauber gefaltet auf meinem Kniebrett liegt und suche draußen nach mir bekannten Ortschaften. Ich identifiziere Ellwangen und hangele mich entlang einer Straße in Richtung der Radio Mandatory Zone (RMZ) von Schwäbisch Hall. Und tatsächlich, nach rund 10 Minuten erreichen wir diese.

Auch die Platzrunde in Schwäbisch Hall klappt für heute prima, lediglich der Wind frischt immer weiter auf. Im Anflug auf die Piste 28 erhalte ich einen Wind aus 250° mit 11 Knoten. Das Querruder in den Wind gestellt und das rechte Seitenruder getreten folge ich dem PAPI bis zur Schwelle. Dabei muss ich den Stick und die Pedale die ganze Zeit fein nachjustieren. Quietsch-Quietsch! Schon sind wir unten. Ich starte durch und fliege noch eine zweite Runde, denn mein Fluglehrer möchte den anfliegenden IFR-Verkehr sehen. So verlängern wir den Gegenanflug etwas und folgen direkt dem anfliegenden Jet, einer Cessna Zitation (CJ4).

Der Wind hat mittlerweile noch ein weiteres Mal zugelegt. Er kommt noch immer schräg von links, jedoch mittlerweile mit 12 Knoten und in Böen mit 17 Knoten. Die Aquila tanzt und twistet sich den Endanflug hinunter. Es erfordert höchste Konzentration, die Maschine auf die Mitte der Bahn auszurichten, gleichzeitig macht es jedoch riesig Spaß. Die Aquila setzt sich genau auf die Mittellinie. Ich starte durch und holpere die Maschine durch die mittlerweile doch sehr bockige Luft aus der Platzrunde.

Über Ludwigsburg steht noch einmal Airwork an. Steilkurven und Überziehen in verschiedenen Varianten sowie ein simulierter Motorausfall mit Aussenlandung. Die Maschine fühlt sich so vertraut an. Auch mein Fluglehrer ist völlig entspannt. Ich ziehe enge Kurven und Slippe, was das Zeug hält. Vermutlich grinse ich dabei wie ein Honigkuchenpferd. Vielleicht sollte ich doch einmal über die Option nachdenken, eine Aerobatics-Ausbildung oben drauf zu setzen?

Nach einer kurzen Sightseeing Tour über das Villen-Viertel im Stuttgarter Westen, geht es durch die Kontrollzone des Flughafens Stuttgart (EDDS) wieder zurück Richtung Hahnweide. Dank der BZF II und BZF-I-Kurse macht das Funken mit dem Turm mittlerweile richtig Spaß, die frühere Nervosität ist vollständig einem Routinierten Sprechen gewichen. Via ECHO, der Schwelle von Piste 25 und OSCAR sind wir schnurstracks wieder an unserem Ausgangsflugplatz angelangt.

Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel, es ist warm unter der Glashaube der Aquila. Nach einer schönen Ziellandung als Abschluss, öffnet Kristian noch während dem Ausrollen die Haube. Frischer Wind weht uns entgegen, welch eine Wohltat.

Eine Aufgabe bleibt in der Flugschule dann heute doch noch zu erledigen. Die Prüfungsanmeldung. Gemeinsam mit Kristian gehe ich das Formular durch, fülle es aus und lege es schließlich dem Leiter der Motorflugschule vor. Dabei sitze ich das erste mal wieder genau an jenem Platz, an dem vor nur 4 Monaten alles begonnen hat. Die Zeit ist wahrlich wie im Fluge vergangen.

Dann werde ich also darauf warten, vom Regierungspräsidium Stittgart einen Prüfungstermin und einen Prüfer zugewiesen zu bekommen. Ich bin schon sehr gespannt…