
Das Medical – Alles ganz einfach oder Zittern und Bangen?
Meine Entscheidung, mit der Flugausbildung zu beginnen, war also gefallen. Zunächst galt es jedoch noch eine Hürde zu nehmen, die schon manchen Traum zum platzen brachte, denn für eine PPL(A) ist ein gültiges Medical der Klasse 2 nach den Kriterien der EASA erforderlich.
Medical gleich im Vorfeld klären
Die Fliegerärztliche Tauglichkeitsuntersuchung war für mich somit ein wesentlicher Punkt, den ich bereits weit im Vorfeld der kostenintensiven Flugausbildung abhaken wollte.
Ein Medical darf übrigens ausschließlich durch einen Fliegerarzt ausgestellt werden. Interessant und richtig finde ich dabei, dass alle Fliegerärzte selbst auch Piloten sein müssen. Wie sonst sollten sie die Verfassung eines Patienten beurteilen, der sich in das Cockpit eines Flugzeuges begibt.
Wird eine Fliegerärztliche Tauglichkeitsuntersuchung auch nur begonnen, ist der Fliegerarzt im Übrigen verpflichtet, dies dem Luftfahrt Bundesamt (LBA) zu melden. Auch eine abgebrochene Untersuchung oder die Erklärung der Fluguntauglichkeit ist somit offiziell und im Nachgang nur sehr schwer anzufechten.
LBA-Formulare und Zeit für Termine
Einen Fliegerarzt hatte ich schnell in meiner unmittelbaren Umgebung gefunden. Bei der Annahme, die Sache sei mit einem kurzen Besuch erledigt, habe ich mich gründlich getäuscht. So erklärte mir die freundliche Sprechstundenhilfe meines Fliegerarztes, dass ich folgende Punkte durchzuführen hatte.
- Herunterladen und Vorab-Ausfüllen der Flugmedizin Formulare EU-Recht beim Luftfahrt Bundesamt (LBA), bestehend aus Antrag, Augenbogen, HNO-Bogen und medizinischem Untersuchungsbogen
- Durchführen einer augenärztlichen Untersuchung bei einem Augenarzt sowie Befüllung des Augenbogens durch diesen Augenarzt vor der Untersuchung durch den Fliegerarzt
- Mitbringen des Personalausweises zum Untersuchungstermin
Also vereinbarte ich zunächst den Augenarzt-Termin, der noch über einen Monat entfernt war, sowie einen Fliegerarzt-Termin, der wenige Tage danach stattfand.
Da ich als kurzsichtiger Brillenträger bestimmt schon seit 10 Jahren nicht mehr beim Augenarzt war und mich zudem seit früher Kindheit leichtes Asthma begleitet, war ich zugegebener maßen etwas aufgeregt, als die Untersuchungstermine näher rückten.
Um mich etwas in die Materie einzulesen, studierte ich bis zu meinen Terminen die das EASA-Dokument Acceptable Means of Compliance. Es beschreibt auf endlosen 61 Seiten, unter welchen medizinischen Voraussetzungen eine Flugtauglichkeit attestiert werden kann. So war ich beruhigt zu lesen, dass eine Fehlsichtigkeit im Prinzip keine Rolle spielt, wenn sie durch Sehhilfen zu 100% ausgeglichen werden kann. Und auch leichtes Asthma ist kein Grund für die Verweigerung der Flugtauglichkeit.
Die Arzttermine
Dann war es endlich soweit, mein erster Termin beim Augenarzt. Sehschärfe, Augendruck, Farbsehen, räumliches Sehen, Dämmerungssehen, Gesichtsfeld, Sehnerv, Netzhaut, Hornhaut, alles wurde überprüft. Als ich nach zwei Stunden endlich zur finalen Diagnostik beim Augenarzt im Behandlungszimmer saß, waren wir beide froh, jetzt fertig zu sein. Er füllte den Augenbogen aus und fragte beiläufig, ob ich neben meiner Brille auch Kontaktlinsen trage. Als ich dies mit „Ja natürlich“ beantwortete, war das nächstes was ich hörte, die Hand, die gegen seine Stirn klatschte. Die meisten der genannten Tests musste ich nun nämlich noch einmal durchführen. Mit Kontaktlinsen. Nach insgesamt drei endlosen Stunden war es dann geschafft, das Finale Testat lautete „ohne Bedenken“. Ich war erleichtert.
Aufgrund meiner Erfahrungen beim Augenarzt machte ich mich auch für den Fliegerarzt schon auf einen längeren Termin gefasst. Zu meinem Erstaunen lief die Untersuchung hier jedoch deutlich zügiger ab. Ich wies mich mit meinem Personalausweis aus, gab eine Blut- und eine Urin-Probe und saß binnen 10 Minuten beim Fliegerarzt im Behandlungszimmer. Neben einfachen Gleichgewichts- und Reflex-Tests sowie einer äußeren Untersuchung testete er mein Hörvermögen, indem er mir abwechselnd je in das linke und das rechte Ohr flüsterte. Ich musste über das Geflüsterte schmunzeln, so hörte ich im linken Ohr „QNH“ und im rechten Ohr „1012“. (Der aktuelle Luftdruck MSL am Tag der Untersuchung). Auf das Thema leichtes Asthma angesprochen, winkte der Arzt gleich beruhigend ab. Ein EKG bildete den Abschluss der Untersuchung.
Der Fliegerarzt verabschiedete mich freundlich mit den Worten „Wenn die Blutwerte aus dem Labor kommen und Sie bis übermorgen nichts von mir hören, erhalten Sie Ihr Medical nächste Woche per Post zugeschickt!“.
Das wars! Nach 30 Minuten war ich wieder draußen. Und nach einer Woche hielt ich mein Medical Klasse 2 in Händen. Warum hatte ich mir doch gleich Sorgen gemacht?
Zum HNO-Arzt musstest du aber nicht? Weil der Fliegerarzt auch HNO macht oder ist das normal? Vielen Dank!
… tja, hätte ich das früher gewusst. Aufgrund der Tatsache, dass speziell dieser Fliegerarzt keine Reinton-Audiometrie machen konnte, habe ich ein Medical ohne Reinton-Audiometrie bekommen. Für VFR Fliegen allemal ok. Da ich jedoch mittlerweile mit meinem Instrument Rating begonnen habe, musste ich das Medical noch einmal komplett neu machen. War dieses mal ein einem Aero-Medical-Center (AMC), dort wird alles in einem Durchgang gemacht. Hören, Sehen, EKG, Untersuchungen…
Muss man den Antrag auf das Medical ausfüllen und mit zum Fliegerarzt bringen?
Es gibt einen Fragen-Teil, den Du selbst vorbefüllen musst. Was genau sagt Dir aber Dein Fliegerarzt.