Bella Italia! Mit der Cessna 172 nach Venedig

Auf diesen Tag freue ich mich seit meiner ersten Flugstunde. Heute geht es mit der Cessna 172 über die Alpen nach Venedig. Das Wetter sieht gut aus. Sonne, Meer und Espresso sind in Gedanken schon greifbar nahe, als ich früh morgens zum Flugplatz fahre.

Nicht ohne Grund habe ich die letzten Flugstunden dazu genutzt, mit der D-EAKS vertraut zu werden. Die große Cessna mit dem Garmin G1000 ist ein tolles Reiseflugzeug. Natürlich steht sie ganz hinten im Hangar, so dass wir erst einmal 5 andere Flugzeuge aushallen müssen, bevor ich die Maschine an die Tankstelle schieben kann.

Ausreichend Reserven sind bei einer Passage durch die Alpen unabdingbar und so tanke ich die Flügel voll, bis kein Tropfen AvGas mehr hinein geht. Gemeinsam mit meinem Fluglehrer geht es anschließend an die Flugvorbereitung. Für unseren grenzüberschreitenden Flug müssen wir als erstes einen Flugplan aufgeben. Dies geschieht auf elektronischem Wege über das AIS-Portal der DFS. Schon nach wenigen Minuten erhalten wir eine SMS mit der Bestätigung, dass unsere Route angenommen wurde.

Dann endlich geht es los. Die Maschine ist gecheckt, die Flugplanung abgeschlossen, ich sitze mit meinem Fluglehrer im Cockpit und starte den 180 PS Einspritzer von Lycoming. Am Rollhalt der Piste 25 schiebe ich den Leistungshebel nach vorne, die Propellerdrehzahl läuft hoch. Italien wir kommen!

Unsere Destination ist der kleine Aeroporto Nicelli (LIPV), jener Flugplatz mit Graspiste am Ende der Insel Venezia Lido, der aus den Vergangenen 100 Jahren bestimmt so einiges geschichtsträchtiges erzählen könnte.

Gleich nach dem Start öffnen wir den Flugplan über die FIS-Frequenz, erbitten Verkehrsinformationen und nehmen Kurs Richtung Kempten. Es ist schon einiges los im Funk, über eine Meldung freue ich mich jedoch besonders, denn der Prototyp der Pipistrel Panthera, den ich vor drei Wochen noch auf der Aero bestaunt habe, ist im selben FIS-Gebiet unterwegs.

Die diesige Sicht klart etwas auf. Über Füssen angekommen geht es nun durch die Alpentäler Richtung Süden. Über Reutte fliegen wir ins Inntal und von dort weiter ins Ötztal. Mittlerweile haben wir unsere Reiseflughöhe von 10.000ft erreicht. Der Ausblick ist wunderschön, ich kann mich kaum satt sehen. Schneebedeckte Gipfel, grüne Täler, türkisfarbene Bergeseen, verschlafene Schutzhütten und idyllische Bergdörfer säumen unsere Flugroute. Den Autopiloten programmiert bleibt sogar Zeit für ein paar schöne Fotos.

Vor uns liegt das Timmelsjoch, die Grenze zu Italien. Die Lee-Winde machen dem Autopiloten zu schaffen, ich fliege von Hand. Das Joch ist der höchste Übergang zwischen Reschenpass und Brennerpass. Hinter dem Gipfel sehe ich im Tal bereits Meran in der Morgensonne liegen und ich freue mich wie als kleines Kind beim ersten Italien-Urlaub.

Bei Bozen biegen wir ab Richtung Trento und erreichen zügig die Italienische Tiefebene. Während die Dame von Padova Radar sich durch ununterbrochenes Reden offenbar redlich bemüht, die Frequenz lückenlos auszunutzen, genießen wir den Anblick der schönen italienischen Städte und den Klang ihrer Namen in unseren Ohren.

Über Thiene geht es weiter Richtung Süden und schließlich endlich nach Osten, um die Kontrollzonen und Lufträume Venedigs zu umfliegen. Unsere Route führt über die VFR-Meldepunkte Piove di Sacco, Porto di Chioggia und Porto di Malamocco direkt in die Lagune Venedigs. Noch ein letztes Briefing für unsere Landung in Venezia Lido (LIPV), denn der Flugplatz ist schon in Sicht.

Der Anflug ist gigantisch. Die Sonne scheint durch den Dunst. Mit einem Panoramablick auf die Lagunenstadt geht es über den Strand von Lido in den Direktanflug auf die Piste 05. Ich setze die Klappen und trimme die Cessna auf 60 Knoten. Mit Schleppgas geht es über den monumentalen Friedhof der Insel und ein kleines Wäldchen, dann ziehe ich den Leistungshebel heraus. Die Cessna gleitet gutmütig über die Schwelle. Nach 2 Stunden und 21 Minuten Flugzeit setzen wir auf. Willkommen in Venedig! Warme Meeresluft strömt in die Kabine.

Wir sehen die via NOTAM angekündigten Rasenmäharbeiten und rollen Backtrack zum Vorfeld des Aerodromo. Um Stress vor dem Rückflug zu vermeiden, tanken wir die Maschine gleich wieder voll. Auch einen neuen Flugplan wollen wir gleich wieder aufgeben, dies scheitert zunächst jedoch an dem „top modernen“ PC in der Pilots Lounge, der funktionsuntüchtig in der Ecke steht.

„No Problem!“, meint der Flugleiter vom Aerodromo und zieht ein Papierformular aus dem Schrank. Als wir verstehen, dass er das ernst meint, füllen wir den Flugplan schließlich wohl oder übel von Hand aus. Er legt ihn auf’s Fax. „Milano!“ kommentiert er. Dort wird unser Flugplan geprüft und freigegeben. Auch die Freigabe erfolgt auf eine eher eigenwillige Art und Weise.

Mit seinem Mobiltelefon in der Hand, sucht mich der Flugleiter in der Haupthalle des Flugplatzes. Er streckt es mir entgegen und meint wiederum nur „Milano!“. Der Lotse dort möchte sicherstellen, dass er auch alles richtig abgelesen hat und so buchstabiere ich ihm jeden Wegpunkt und jeden Ausrüstungsgegenstand unserer Cessna einzeln am Telefon vor.

Den gemütlichen Teil unserer Reise haben wir uns nun wahrlich verdient. Mit einem exklusiven Wassertaxi, einem wunderschönen Boot in poliertem Holz, machen wir uns auf den Weg quer über die Lagune. Unser Taxifahrer ist sehr freundlich und zudem ziemlich flott unterwegs. Die salzige Luft in der Nase und den Wind in den Haaren genießen wir vom Achterdeck aus den Ausblick auf das Treiben in und um Venedig.

Wir legen direkt am Markusplatz (San Marco) an. Die Sonne strahlt, als wir bei angenehmen 28° C durch Venedig spazieren. Über die vielen kleinen Brücken, durch die engen Gassen und anmutigen Piazzas geht es quer durch die Stadt. In einer ruhigen Seitengasse finden wir eine nette kleine Trattoria. Mit Antipasti, Linguine Vongole und einer schönen Tasse Espresso lassen wir es uns gut gehen. An solche Ausflüge könnte ich mich wirklich gewöhnen. Schnell noch ein paar Cantuccini für zu Hause einkaufen, dann wird es wieder Zeit aufzubrechen, denn bereits heute Abend wollen wir zurück auf der Hahnweide sein.

SPIC 24h 52m
PICUS 8h 9m
von 45h