Prüfungsvorbereitung im Regen – Flug in IMC

Schluss mit dem Dolce Vita! Jetzt geht es auf die Zielgerade. Heute steht der erste von drei Flügen zur Prüfungsvorbereitung an. Zweckoptimismus begleitet mich zum Flugplatz, denn es hängen an diesem Morgen bereits dunkle graue Wolken am Himmel, die nichts Gutes verheißen.

Petrus öffnet genau seine Schleusen, als ich am Flugplatz ankomme. Heute ist also wieder einer dieser Tage, an denen zunächst Geduld und Warten angesagt ist. Den Flieger klar machen kann ich ja schon einmal. Mein Fluglehrer erklärt mir außerdem derweil den Ablauf der praktischen Prüfung.  „Da kommt ja einiges auf mich zu“, schießt es mir durch den Kopf. Das Prüfungsprogramm auf dem Bogen des LBA ist umfangreicher, als ich dachte.

Endlich scheinen die Wolken für einen kurzen Moment heller zu werden, der Regen hat nachgelassen. Wir hüpfen in den Flieger und beschließen für heute ein kleines Programm im Rahmen des Möglichen zu absolvieren.

Es geht los mit einer Landung ohne Klappen. Ich erinnere mich nicht nur daran, dass bei meiner ersten Landung ohne Klappen das Wetter ähnlich miserabel war, sondern auch noch, was ich tun muss. Es geht mit 70 Knoten ins Endteil und mit Schleppgas runter bis zur Schwelle. Nach meinen Flügen mit der Cessna 172 fliegt sich die Aquila im Vergleich so viel direkter, das Feeling für die Maschine ist heute von Anfang an prima. Sanft setzen wir auf der nassen Wiese auf und starten auch sogleich wieder durch.

So lange die Wolkenuntergrenze noch mitspielt, wollen wir es als nächstes mit einer Ziellandeübung versuchen. Parallel besprechen wir, auf was es den Prüfern bei den einzelnen Übungen ankommt, was man betont ausführen sollte und von was man besser ganz die Finger lässt. Um tief hängende Wolkenfetzen herum schaffen wir dann schließlich doch noch die 3.200ft und beginnen mit der Ziellandung, wie ich sie mittlerweile schon oft durchgeführt habe. Es wird eine Punktlandung, wenn auch im Seitengleitflug. Laut meinem Fluglehrer sieht den wohl nicht jeder Prüfer gerne.

Nun folgt ein Novum. Denn als einziger Punkt auf meinem Ausbildungsbogen fehlt mir seit Wochen der Einflug in Instrument Meteorological Conditions (IMC) und die Umkehrkurve 180 Grad. Hierzu hat mir mein Fluglehrer heute vor dem Flug eine IFR-Brille in die Hand gedrückt. Hierbei handelt es sich um einen Sichtschutz, der es dem Flugschüler lediglich erlaubt, die Instrumente abzulesen, nicht jedoch hinaus zu sehen. Nicht, dass wir bei dem Regen draußen ohnehin nicht viel gesehen hätten, aber es gehört schließlich nun einmal zu dieser Übung dazu.

Mein Fluglehrer beschließt die Übung etwas auszudehnen. Meine Aufgabe besteht darin, rund 20 Minuten rein nach Instrumenten zu fliegen und dabei möglichst exakt die Vorgaben zu  Kurs und Höhe einzuhalten. Schließlich fliege ich zwei 180 Grad Umkehrkurven und beende meinen „Blindflug“ mit 30 Grad Rollbewegungen im Geradeausflug. Hierbei muss man besonders auf sauber koordinierte Kurven achten, um nicht von Kurs und Höhe abzuweichen.

Durch mittlerweile dichten Regen navigiere ich schließlich ohne IFR-Brille zurück zur Hahnweide. Kaum dort angekommen leitet mein Fluglehrer eine seiner berüchtigten Notlandeübungen ein, indem er mir das Gas in den Leerlauf zieht. Dem Umstand geschuldet, dass ich die Höheneinteilungen über der Hahnweide mittlerweile auswendig kenne, gelingt der Anflug ohne Probleme.

Als ich mich bereits entspannt und gerade auf ein sanftes Aufsetzen eingestellt habe, höre ich ein „Durchstarten!“. Ich muss zugeben, damit hatte ich nicht gerechnet. Schnell den Leistungshebel auf Vollgas geschoben, die Vergaservorwärmung weggedrückt und die Klappen auf zurück Start gefahren geht es zurück in den Steigflug. Die Übung „Durchstarten aus Mindesthöhe“ war angesichts des Überraschungsmoments zumindest aus der Sicht meines Fluglehrers ein voller Erfolg. Im Querabflug müssen wir beide herzlich lachen.

Die letzte Übung für heute wird eine simulierte Sicherheitslandung. Hierzu ist ein „tiefes Überfliegen“ des ausgewählten Landefelds erforderlich. Auch dies gehört zu den Dingen, die ich noch nicht geübt habe. So ist mein Fluglehrer konzentriert dabei, als wir in 100ft AGL über die Hahnweide sägen und dabei darauf achten, den umstehenden Bäumen nicht zu nahe zu kommen.

Zurück in der Platzrunde gesellen sich stärker werdende Turbulenzen zu dem ohnehin kräftigen Regen und so setze ich zur Abschlusslandung an. An meinen Landungen kann ich heute ausnahmsweise einmal nicht nörgeln. Butterweich setzt die Aquila auf der Graspiste auf, die Nase zeigt dabei schön nach oben in den Himmel, als wolle sie Petrus einen kleinen Abschiedsgruß senden.

In zwei Tagen geht es bereits weiter mit dem nächsten Prüfungsvorbereitungsflug. Dann geht es auch wieder auf Strecke. Ich kann es kaum erwarten…

SPIC 28h 11m
PICUS 8h 9m
von 45h