Extreme Fun-Flying im Regen

Die schlechte Nachricht zuerst. Bei einer meiner bislang spaßigsten Flugstunden überhaupt ist die GoPro nicht einsatzbereit. Ich habe vergessen, die randvolle Speicherkarte zu leeren. Ich könnte mir in den Hintern beissen…

Eigentlich war für heute mein Solo-Dreieck-Flug nach Donaueschingen, Leutkirch im Allgäu und zurück zur Hahnweide geplant. Dunkle Wolken und Dauerniesel verheissen jedoch nichts Gutes und so vereinbare ich mit meinem Fluglehrer am morgen per Handy eine Programmänderung. Das Einzige was nämlich neben dem Dreieck-Flug auf dem Ausbildungsbogen noch offen ist, ist das Landen ohne Klappen. Außerdem höre ich an der Stimme meines Fluglehrers, dass er noch mehr mit mir vor hat.

Trotz Regen ist auf dem Flugplatz reger Betrieb. Da heute meinerseits jedoch keine Streckenplanung erforderlich ist, stehe ich mitsamt meinem Fluglehrer an Bord an diesem Morgen als erster am Rollhalt. Die Regentropfen perlen von der Glashaube, als ich die Runup-Tests durchführe.

Eine schnelle Platzrunde zum warm werden und dann wird es spannend. Ich fliege ohne Klappen an, 10 Knoten schneller als gewöhnlich. Das Ausschweben dauert wesentlich länger und die Aquila setzt erst kurz vor der Halbbahnmarkierung auf. Gleich noch ein zweiter Versuch, da klappt es schon besser. Vorletzte Lektion der Flugausbildung abgehakt.

Und nun beginnt das Spaßfliegen… und zwar damit, dass mein Fluglehrer mir unerwartet direkt nach dem Durchstarten das Gas wegzieht. Reflexartig drücke ich nach und segle die Aquila über die Straße Richtung Acker. „Zu einfach“, muss sich mein Fluglehrer gedacht haben, denn kaum zurück im Querabflug zieht er mir schon wieder das Gas raus.

Unter uns nur Wald. Ich überlege eine Sekunde und werfe einen Blick über die Schulter zurück zur Hahnweide. Für eine Umkehrkurve würde es gerade so reichen. Zwar entgegen der in Betrieb befindlichen Landerichtung, aber egal, wir proben ja den Ernstfall. Mit der optimalen Gleitgeschwindigkeit geht es also zur Schwelle der Piste 13, ich kurve beherzt ein. Geschwindigkeit und Höhe reichen genau bis zu den drei Hütchen auf der Graspiste, als sich die gutmütige Aquila sanft hinsetzt.

Als wären die übrigen Teilnehmer der Platzrunde nicht schon genug verwirrt von unserem Anflug entgegen der Betriebspiste zieht mein Fluglehrer im Steigflug schon wieder das Gas weg. Ich muss kurz laut lachen, suche mir dann aber doch schnell eine geeignete Wiese, denn vor uns steigt der Talwald steil an. Mein Fluglehrer gibt sich zufrieden und schiebt von selbst das Gas wieder nach vorne. In einer flachen Kurve steige ich mit gestärktem Selbstvertrauen zurück über den Talwald.

Zurück in der regulären Platzrunde wollen wir nun Seitengleitflüge üben. Wir fliegen absichtlich zu hoch und zu schnell an. Im Endanflug haben wir bei voller Landekonfiguration immer noch die Platzrundenhöhe von 1.800 ft. Mein Fluglehrer fordert mich auf, das rechte Seitenruder soweit es nur irgendwie geht durchzutreten. Die Nase der Aquila dreht sich gefühlt um gute 60° aus der Flugbahn. Als ich die linke Tragfläche mit dem Querruder leicht nach unten neige, schieben wir über die Flügelspitze Richtung Piste 31. Ich muss meinen Kopf dabei ganz schön nach links drehen. Ungewohnt, aber genial – so extrem bin ich noch nie geslippt. Die Aquila schiebt mit 70 Knoten gen Erde, wenige Meter vor der Schwelle leite ich den Seitengleitflug aus und lande die Maschine, wie wenn nichts gewesen wäre.

Weil es so Spaß macht, wiederholen wir dieses und andere Manöver noch einige Male und ich merke dabei, wie ich insgesamt mit der Maschine mit jedem Mal noch vertrauter und sicherer werde. Als eine Maschine im Langsamflug vor uns in der Platzrunde unterwegs ist, ziehe ich fast schon automatisch koordinierte scharfe S-Kurven zur Separation bis kurz vor die Schwelle, um dann trotzdem sanft und sicher zu Landen. Ein gutes Gefühl im Hinblick auf das bevorstehende Solo-Dreieck – für mich und meinen Fluglehrer.

Ganz so will er mich jedoch nicht davonkommen lassen. Denn ohne dass ich es bemerke, zieht er während einem der Steigflüge die Sicherung für die Landeklappen. Da hängen sie nun in halb ausgefahrenem Zustand während ich nichtsahnend 3 volle Platzrunden damit fliege.

Erst nach der Abschlusslandung bekomme ich ein „Schau doch mal raus, fällt Dir was auf?“ zu hören. Verdammt! Lektion gelernt. Ab sofort schaue ich, ob die Klappen auch fahren, wenn ich den Hebel umlege.

Meinem Fluglehrer fällt für heute kein weiterer Programmpunkt mehr ein und so bietet er mir an, noch ein paar runden Solo zu fliegen. „Flieg‘ einfach so, wie Du denkst. Platzrunden, Slippen, Ziellandungen, was Dir Spaß macht…“ Ich setze ihn also bei laufendem Propeller schnell neben der Tankstelle ab und rolle freudig zurück zum Rollhalt. Ein paar Slips und Ziellandungen gönne ich mir noch, bevor sich die Aquila vor dem Hangar ausruhen darf.

Die Moral von der Geschicht? Fliegen bei Regen tut dem Spaß kein Abbruch nicht 🙂

SPIC 21h 52m
PICUS 3h 36m
von 45h