Vom Winde verweht – ein holpriger Ritt

Als ich heute morgen aufwache, freue ich mich bereits. Für heute nachmittag ist eine Verkehrsflughafen-Einweisung geplant. Karlsruhe-Baden (EDSB) soll es werden. Ich öffne den Rolladen und traue meinen Augen nicht. Es schneit! Ein schlechter 1. April-Scherz, denke ich mir.

2015-04-01-gaforAm Tag zuvor ist Orkan-Tief Niklas über Deutschland gezogen und auch heute weht der Wind noch mehr als stramm. Um die Mittagszeit reissen dann jedoch die Wolken auf. Nach einem kurzen Telefonat mit meinem Fluglehrer ist klar, dass wir heute doch noch fliegen können. Einen festen Magen vorausgesetzt, so mein Fluglehrer, denn es würde „sehr turbulent“. Nur nach Karlsruhe können wir nicht wie geplant, denn im GAFOR-Wetter ist der Bereich Schwarzwald geschlossen (rot).

Also beschließen wir, zum Mannheim City Airport (EDFM) zu fliegen. Es sollte mein erster richtiger Überlandflug mit Flugplanung werden. Über eine Stunde verbringen wir damit, akribisch einen Flugdurchführungsplan zu erstellen, Mass & Balance zu berechnen und immer wieder das Wetter einzuholen.

Auch das METAR von Stuttgart verspricht bereits einen holprigen Ritt. Das sah heute nachmittag wie folgt aus. EDDS 011650Z 26017KT 9999 FEW027CB SCT250 05/M02 Q1020 TEMPO 28020G35KT SHRAGS. In aller Kürze übersetzt, Wind aus West, zeitweise mit 20 Knoten und Böen bis 35 Knoten. Graupelregelschauer.

Kunstvoll falte ich den Flugdurchführungsplan und mühsam pfriemle ich die DIN-A5 Jeppesen Karten in die Plastik-Hüllen meines neu erstandenen Kniebretts. Es ist vollbracht. Die Maschine hatte ich bereits vorher gecheckt, auch der Sprit in den Tanks würde noch reichen. Wir schieben die Aquila aus dem Hangar, hüpfen hinein und es geht los.

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Dass mein Fluglehrer damit recht behalten sollte, dass es heute „sehr turbulent“ werden würde, merke ich bereits beim rollen und dann unmittelbar nach dem Start. Wow! Eine Böe hebt unsere Hintern gleich einmal ruckartig vom Sitz, die Köpfe kurz unterhalb der Kabinenhaube.

Wir wollen laut Flugplanung in Stuttgart durch die Kontrollzone und steuern den Pflichtmeldepunkt SIERRA (die Aichtal-Brücke) an. Doch was wir sehen gefällt uns gar nicht. Über dem Stuttgarter Flughafen geht gerade ein heftiger Regenschauer nieder. Ich umfliege das schlechte Wetter in westlicher Richtung, wir holpern in einigermaßen ordentlichen Turbulenzen über Tübingen. Zwischendurch fliegen Schneeflocken am Cockpit vorbei. Die Drücke auf die Querruder sind unterdes enorm. Von hier aus geht es nach Norden über den Naturpark Schönbuch Richtung Ehningen, westlich an der Kontrollzone vorbei. Endlich sind wir wieder auf Kurs Richtung Mannheim.

Gerade noch froh, den Regenschauer umflogen zu haben, rollt über Leonberg die nächste Wolkenwand auf uns zu. Mein Fluglehrer und ich schauen uns an. So kommen wir nie nach Mannheim. Kurzerhand entschließen wir uns dazu, umzukehren. Wir nehmen Kurs auf den Stuttgarter Talkessel und erfreuen uns noch ein wenig an dem bizarren Sonne-Wolken-Mix und den mittlerweile sehr sportlichen Turbulenzen.

Über dem Cannstatter Wasen (auf dem gerade das Riesenrad für das Frühlingsfest aufgebaut wird) drehen wir einen Vollkreis und nehmen Kurs auf Pflichtmeldepunkt ECHO (Zwischen Funk- und Fernsehturm hindurch). Eine Abkürzung durch die Kontrollzone zurück zur Hahnweide ist der Plan. Die nette Dame in Stuttgart im Tower macht mit, allerdings sollen wir auf eine Fokker 100 im 2NM-Endteil achten, die wir partout beide nicht sehen. Die Dame schickt uns in einen Vollkreis, bis die Fokker über der Schwelle ausschwebt.

Den Stuttgarter Flughafen überquert liegt auch schon wieder die Hahnweide vor uns. Die Platzrunde mit Windböen ist durchaus auch einmal interessant. Dass wir so schnell wieder zurück sein werden, hätte ich jedoch nicht gedacht.

2015-04-01

SPIC 14h 33m
PICUS 3h 5m
von 45h