Solo-Überland im Frühling mit Regenschauern

Es müssen noch so einige Solo-Überland-Stunden zusammenkommen? Nichts lieber als das! Das Wetter ist zwar durchwachsen, verspricht dafür aber schon vor dem Flug abwechslungsreiche Perspektiven mit Licht und Schatten. Der Seitenwind von 10 Knoten, teilweise mit Böen, kann da auch nicht mehr schrecken.

Die Route habe ich mir schon am Abend zuvor überlegt und in der Jeppesen Mobile FliteDeck VFR App auf dem iPad gespeichert. Es soll eine zweieinhalbstündige Sightseeing Tour über verschiedene VORs rund um Stuttgart werden. Von der Hahnweide nach Dinkelsbühl (DKB), weiter nach Würzburg (WUR), zurück nach Ludwigsburg (LBU), weiter nach Karlsruhe (KRH) und abschließend über Sulz (SUL) zurück zur Hahnweide.

Leider verspätet sich die Ankunft meines Schulfliegers um über eine halbe Stunde, so dass ich das Würzburg VOR schon vor dem Start aus der Route streiche. Meine geliebte Aquila A211 (D-ESOX) ist an diesem Nachmittag leider schon belegt und so werde ich heute mit der Aquila A210 (D-DESOA) vorlieb nehmen. Während meinem Ausflug zum Flughafen Stuttgart habe ich jedoch auch diese Maschine bereits schätzen gelernt.

Den Flieger vollgetankt mache ich mich zügig auf den Weg und fliege den ersten Streckenabschnitt zum Dinkelsbühl VOR ab. Die Aquila A210 ist mit Flymap und einer analogen VOR-Instrumentierung ausgestattet. Ich drehe die Frequenz ein und schaue auf dem iPad nach, auf welchem Kurs ich das VOR anschneiden wollte. Den Steigflug auf 4.200ft beendet bin ich bereits über dem VOR und drehe links ab auf meinen neuen Kurs Richtung Ludwigsburg.

Der Ausblick, der sich mir auf dem Kurs nach Westen an diesem späten Nachmittag eröffnet, ist atemberaubend schön. Während die Sonne durch die Wolkenlücken bricht und ihre Strahlen sanft auf die Landschaft mit den gelben Rapsfeldern wirft, gehen über dem Rheingraben schwere Schauer nieder. Die Kulisse ist bizarr, gewaltig und friedlich zugleich. Die Kontraste lassen sich mit dem Foto nicht annähernd einfangen.

Auch meine Aquila bekommt ab und an eine Dusche kleinerer lokaler Niederschläge ab, dicke Tropfen trommeln auf die Glashaube. Über Ludwigsburg genieße ich den Ausblick auf den Neckar und nehme Kurs Richtung Karlsruhe VOR. Die heftigen Schauer ziehen allerdings auch gerade genau in diese Richtung, so dass ich kurzer Hand beschließe, vorzeitig zum Sulz VOR weiter zu fliegen.

Mein Jeppesen Mobile FliteDeck verrät mir, dass ich mit dieser Abkürzung genau über meinen Wohnort fliegen werde. Ich fliege parallel zu den Regenschauern, die von der Sonne angestrahlt in eine herrliche abendliche Lichtstimmung tauchen. Über unserem Haus angekommen, kann ich nicht an mich halten und fliege zwei Vollkreise um unser Wohngebiet, selbstverständlich deutlich über der Mindestsicherheitshöhe von 1.000 ft AGL. Mit unserer Kamera bewaffnet, schießt meine Frau von unserem Garten aus einige Fotos.

Es geht weiter über Herrenberg Richtung Schwarzwald, als ich schließlich das Sulz VOR erreiche. Den Neckar entlang geht es über die Weitenburg, Rottenburg und Tübingen zurück zur Hahnweide. Das Licht taucht die Landschaft bereits in einen goldenen Schein, als ich in den Gegenanflug auf die Piste 31 eindrehe. Vor mir ist noch eine Cessna 152 in der Platzrunde, der ich im Landeanflug als Nr. 2 folge.

Trotz Seitenwind aus 210° mit 10 Knoten klappt die Landung erstaunlich gut. Geschmeidig setzt die Aquila auf und ich rolle zum Vorfeld. Das war ein toller Alleinflug in einer herrlichen Kulisse! Den Flieger geputzt, helfe ich noch beim Aufräumen in den Hangar, den für heute ist Schluss auf der Hahnweide. So könnte ich mir meinen „Feierabend“ durchaus öfters vorstellen.

SPIC 21h 52m
PICUS 7h 35m
von 45h