Ein Traum wird wahr – Mit der Cessna an die Nordsee

Den Wunsch, einmal mit dem Flieger über die Nordseeinseln zu hüpfen, hege ich schon weit länger, als ich mit der Fliegerei begonnen habe. An diesem Wochenende im August will ich ihn wahr machen. Gemeinsam mit Markus, meinem Mitstreiter, habe ich bereits im Frühling begonnen, diesen Trip zu planen. Wie so oft bei lange geplanten Flügen, steht das Wetter aber wieder auf sehr wackeligen Beinen. Es würde von Freitag auf Samstag eine Warmfront durchziehen und von Samstag auf Sonntag direkt die Kaltfront hinterher. Unsere Wetterplanung läuft deshalb buchstäblich bis zur letzten Minute.

Und dann entschließen wir uns dazu, wie geplant am Freitag Nachmittag zu starten. Wir bepacken unseren Reiseflieger, die D-EDHN, eine C172R mit 160PS, Langstreckentanks und einem besonders effizienten McCauley Reisepropeller. Wir packen ein, was man für so ein Wochenende benötigt. Neben unserem eigenen Gepäck und dem Equipment für die Flugdurchführung, nehmen wir dieses Mal noch ein wenig mehr Ausrüstung mit. Etwa Zurrzeug, bestehend aus Bodenheringen und Seilen, Bremsklötze, eine Zugstange, zwei Flaschen Motoröl samt Einfüllstutzen, Öllappen, Putzzeug, Fuel-Drain sowie – nur vorsichtshalber – zwei Schwimmwesten.

Unser erstes Reiseziel heute Abend heisst Leer-Papenburg (EDWF) und ist 300 NM entfernt. Dort wird morgen auch das Sunset-Flyinn-Event stattfinden, zu dem wir uns im Vorfeld angemeldet haben. Auf dem Weg dorthin wollen wir in Allendorf-Eder (EDFQ) einen Zwischenstopp einlegen. Die geplanten Strecken teilen wir dabei untereinander auf, ich übernehme gleich die erste Strecke. Bei schönstem Sonnenschein starten wir von der Hahnweide in den sonnigen Nachmittagshimmel. Der Flug nach Allendorf verläuft recht unspektakulär, nur bei der Landung bläst der Wind stramm von der Seite und verwirbelt über den Hallendächern. Die gutmütige HN setzt sich trotzdem brav auf die Piste. Einzig das Bugrad-Flattern, das ich schon letzte Woche bemerkt hatte, sollte uns auch für den gesamten Rest dieser Reise begleiten.

Wir bezahlen die Landegebühren, tauschen die Sitze und schon geht es weiter in Richtung Emsland. Wie auch schon auf der Etappe zuvor fliegen wir mit FIS. Zunächst noch Langen-Information, später dann Bremen-Information. Markus fliegt uns in 4.500ft über Paderborn-Lippstadt (EDLP) und weiter Richtung Oldenburg VOR. Wir gewöhnen uns daran, dass die Landschaft immer flacher wird und beginnen mit dem Sinkflug auf Leer-Papenburg. Die Ems-Mündung kommt in Sicht – die Nordsee! Wir haben es beinahe geschafft. Als wir uns bei Leer Info melden, werden wir bereits erwartet und freudig begrüßt. In 700ft geht es über die Ems  zum Direktanflug auf die Piste 08. Markus landet die Cessna sanft und wir rollen gegen 18:30 Uhr auf das Vorfeld. Dort bekommen wir unsere Parkposition – besser gesagt unseren Stammplatz – für das Wochenende zugewiesen. Wir verzurren die gute HN sicher im Gras und machen uns müde mit dem Taxi auf den Weg ins Hotel Hafenspeicher in Leer. Nach einem kleinen Abendessen geht es gleich ins Bett, den schließlich haben wir morgen so einiges vor.

Der Blick am Samstag Morgen auf das Flugwetter erzeugt noch gemischte Gefühle. Starke Winde und Böen, relativ niedrige Wolkenuntergrenzen und Tag lokale Schauer und Gewitter sind vorhergesagt. GAFOR meldet zwar grün, das hat hier oben an der See aber nicht wirklich etwas zu bedeuten. Über die Meteogramme und Vertikalprofile kündigt sich jedoch im Tagesverlauf Besserung an und so machen wir um gegen zehn Uhr gemütlich den Flieger klar. Endlich geht es Inselfliegen! Besonders freue ich mich über unser erstes Ziel – die westfriesische Watteninsel Ameland (EHAL) in den Niederlanden. Sie steht ganz oben auf der Liste meiner Favoriten und so vereinbaren wir, dass ich die ersten beiden Etappen fliege. Den Flugplan hatte ich bereits im Hotel via Rocket Route aufgegeben.

FPL-DEDHN-VG -C172/L-S/S -EDWF0915 -N0110VFR DCT WE302 DCT WE200 DCT JUIST DCT EEL354024 DCT ROOG DCT PENIM DCT AMEL -EHAL0044 EDWJ EDWF -RMK/ EET/EHAA0019 DOF/160820 -E/0451 P/002 R/VE A/WHITE WITH BLUE STRIPES N/CREW CONTACT NUMBER 0049151xxxxxxx C/GOY

rocket

Wir starten in den Morgenhimmel, die Jungs vom Flugplatz Leer öffnen unseren Flugplan. Es ist noch etwas suppig und mehr als 1.000ft sind auf dieser ersten Strecke nicht drin. Über die Emsmündung geht es Richtung Borkum, von dort ein Stück auf die offene Nordsee, ein Stück nördlicher als auf der Karte geplant. Bremen Information ist an dieser äußersten Ecke kaum noch zu hören uns so wechseln wir beim Überflug der Grenze selbständig zu Dutch MIL Info. Dort frage ich sicherheitshalber gleich einmal nach, ob wir die Helicopter-Protection-Area bei Ameland durchfliegen dürfen. Wir erhalten ein „That is approved“ zur Antwort. Wir sind schon beinahe an Schiermonnikoog vorbei, die Umrisse von Ameland lassen sich bereits erahnen. Die Kulisse ist beinahe schon bizarr. Die Flugsicht beträgt teilweise nicht mehr als 10km, trotzdem strahlt die Sonne bereits durch die Wolkenfetzen und wirft interessante Schatten auf die Nordsee.

Wenige Minuten später erreichen wir das westliche Ende der Insel Ameland und ich beginne mit dem Anflug auf die Piste 27. Die Platzrundenhöhe beträgt 700ft. Ungewohnt für einen Schwaben. Der nette Türmer von Ameland Radio teilt uns den Wind mit. 220 Grad mit 16 kt. Ich überfliege den Strand im Queranflug mit ca. 400ft und slippe die Cessna in den Wind. So driften wir ins Endteil, wo sich der Wind dann sehr deutlich bemerkbar macht, als er an den Dünen recht böig verwirbelt. Eine Feuertaufe zum Friesen-Flieger. Die Landung klappt dann aber wunderbar. Über den diagonal verlaufenden Gras-Rollweg sind es gut 700 Meter bis zur Parkposition. Dort angekommen ziele ich genau zwischen die zwei weissen Hütchen, welche die Seile für das Verzurren markieren. Mit dem Hauptfahrwerk genau auf der Höhe der Abspannseile bringe ich die HN zum stehen und wir knoten sie fest. Willkommen auf Ameland.

Der Wind bläst uns auf dem Weg zum Turm frisch ins Gesicht. Wir plauschen kurz mit dem freundlichen Türmer, der uns dann für den Weg an den Strand sogar zwei Fahrräder leiht. Mit meiner Familie habe ich schon oft Urlaub auf einer der Nachbarinseln gemacht und so fühle ich mich auf dem Hollandrad sofort wohl. An einem Pferdehof vorbei geht es über die typisch sandige Inselradwege durch die wundervoll bewachsenen Dünen direkt zum Strand. Das Meer und die Kulisse sind traumhaft. Wir genießen die salzige Seeluft und die ersten klaren Sonnenstrahlen.

Am westlichen Horizont, irgendwo hinter Terschelling brauen sich jedoch schon wieder neue Wolken zusammen. Dunkel ziehen sie in unsere Richtung. Ein Blick auf das Regen-Radar in der iPhone App verrät uns, dass ein Schauer heranzieht. Wir radeln gemütlich zurück zum Flugplatz. Als die Fahrräder wieder im Turm verstaut sind, fallen bereits die ersten Regentropfen. Wir nehmen es nordisch gelassen – schließlich haben wir ja Zeit – und sitzen den Regen einfach aus. Nach 10 Minuten ist der Spuk schon wieder vorbei. Unglaublich schöne Wolkenformationen ziehen jetzt vor dem strahlend blauen Himmel über den Platz.

Da bereits weitere Schauer auf dem Radar sichtbar sind, beschließen wir dennoch, etwas eher zu unserem nächsten Ziel weiterzufliegen. Es geht nach Juist (EDWJ). Meinen Flugplan verlege ich via Rocket Route kurzerhand nach vorne. Zwei Minuten später erhalte ich bereits eine Acknowledge-Meldung von der niederländischen Flugsicherung.

Die Cessna startet wie ein Fahrstuhl in die böigen Insellüfte. Die Aussicht auf den Strand im Querabflug ist einfach herrlich. Wir fliegen wieder ein kleines Stück auf die offene Nordsee hinaus und bestaunen Öl-Plattformen, riesige Frachtschiffe oder einfach die Schaumkronen der Wellen, die sich unter unserem Flieger hindurch in Richtung Küste bewegen. Man kann sich kaum satt sehen. Beinahe auf Meereshöhe läuft die C172 an sich schon richtig gut. Zusammen mit ordentlichem Rückenwind (230 mit 20kt) kommen wir so auf dem Weg nach Juist teilweise sogar auf eine Groundspeed von 147kt.

So sind wir nach gut 25 Minuten schon in der 700ft hohen Platzrunde von Juist. Der Anflug ist spektakulär und richtig zum genießen. Etwas flach fliege ich die 700 Meter lange und mit Sand überwehte Kopfsteinpflaster-Piste 26 an und setze früh auf, so dass wir die Bahn direkt an der Halbbahnmarkierung gemütlich Richtung Parkposition verlassen. Uns sticht direkt eine Twin-Bonanza ins Auge, ein wunderschöner Flieger, den es nicht mehr all zu oft gibt auf der Welt.

Auf Bitten des Türmers stellen wir die HN „platzsparend“ neben einer anderen C172 ab, bezahlen unsere Landegebühren und machen uns dieses Mal zu Fuss auf den Weg zum Strand. Dieses Mal lässt uns das Wetter etwas mehr Zeit zum herumschlendern und so können wir die Natur buchstäblich aufsaugen. Markus ist fasziniert von den Motorseglern, die bei dem starken Wind trotz voller Leistung beinahe in der Luft über der Düne zu stehen scheinen. Immer wieder schauen wir – dankbar für diese technische Errungenschaft – auf das Regen-Radar, das uns auch dieses Mal wieder dazu bewegt, aufzubrechen. Zurück am Flugplatz bestaunen wir die Inselflieger, die mit ihren stattlichen Britten-Norman Islandern tollküne Anflüge auf der kurzen Piste vollführen. Dazu später noch mehr. Noch einmal kurz die verbleibende Menge Sprit mit dem Fuel-Finger prüfen, dann heisst es Abschied nehmen von Juist. Markus übernimmt die nächste Etappe nach Wangerooge (EDWG). Und dabei verdient er vor allem meine volle Hochachtung dafür, dass er mich auf dem Co-Piloten Sitz aushält… Es gibt nicht nur im Auto schlechte Beifahrer 😉

Wir starten auf der 26, drehen früh in den Querabflug und fliegen weiter Richtung Norderney. Zwischen den beiden Inseln geht bereits der nächste Regenschauer nieder, den wir aus sicherer Entfernung begeistert beobachten. An den vollen Ständen von Norderney vorbei geht es über Baltrum, Langeoog und Spiekeroog nach Wangerooge. Die Platzrunde dort ist wieder 800ft hoch. Gerade als wir uns in den Gegenanflug auf Piste 28 einsortiert haben, melden sich zwei Inselflieger im Funk, die dicht hintereinander, beinahe schon in einer Art Formation unterwegs sind. Sie teilen uns mit, dass Sie unter (!) uns durchfliegen und direkt landen werden.

Wir haben den Verkehr sofort in Sicht und verlängern unseren Gegenanflug noch ein Stück. Die Inselflieger indes fliegen mit ihren Britten-Norman Islandern die Mitte (!) der 850 Meter langen Piste an, slippen von dort direkt in den Wind und setzen mit hängenden Flügeln gekonnt auf. Wir reiben uns die Augen. Wahnsinn! Markus fliegt unsere Cessna dankenswerter Weise jedoch normal ins Endteil uns setzt gekonnt auf. Wir parken im Gras und gehen zu Fuss zum „Terminal“ dieser kleinen Watteninsel. Fasziniert von der Inselflieger, beobachten wir, wie alle 10 Minuten eine neue Maschine landet, kurz ein paar Passagiere ausspuckt und sofort mit neuer Fracht wieder startet.

In genau diesem Terminal würden wir nun eine ganze Weile bleiben. Eine längere Schauerstaffel zieht vom Festland genau über die Insel. Der Himmel wird immer dunkler, beinahe schwarz. Als nach unserer Erfrischungspause im Flugplatz Café schließlich der Regen einsetzt, verziehen wir uns in den Briefingraum des Turmes. Insgesamt hängen wir beinahe 2 Stunden auf der Insel fest, bevor es aufklart und wir unseren Rückflug nach Leer antreten. Auf dem beinahe überfluteten Rollweg laufen wir zurück zur Cessna, watscheln durch die sehr nasse Wiese und sitzen endlich wieder in unserer HN.

Auf dem Weg zum Rollhalt der Piste 28 werden wir erneut Zeuge des Könnens dieser verrückten Britten-Norman Islander Piloten. Direkt vor unserer Nase dreht eine Maschine mit erstaunlichem Neigungswinkel direkt über der Schwelle ins kurze Endteil. Obwohl es sich um Schulterdecker handelt, ist die linke Flügelspitze vor dem Aufsetzen keinen halben Meter mehr vom Boden entfernt. Ein Tritt ins Ruder, die Maschine richtet sich aus und setzt – wie selbstverständlich – butterweich in der Mitte der Piste auf. Wir schütteln grinsend die Köpfe und starten in das wunderbare Abendlicht Richtung Leer.

Die Nordsee-Inseln zeigen sich in dieser besonderen abendlichen Stimmung noch einmal von einer ganz anderen und wunderbaren Seite, man kann sich wirklich kaum satt sehen. Von Westen her kommen unterdes neue Schauerstaffeln. spektakulär regnen diese über Norderney ab, die dunkle Wolkenwand bildet einen krassen Kontrast zum Umgebungslicht. Wie zum trotz strahlt die Sonne mit aller Kraft dahinter hervor.

In Leer am Flugplatz hat mittlerweile das Sunset-Fly-Inn begonnen. Gerade findet der Ziellande-Wettbewerb statt. Drei Maschinen schrauben sich auf 2.000 ft AGL über den Platz, während wir uns zügig in die Platzrunde einsortieren. Pünktlich zum Beginn des BBQ landet Markus die HN und wir verzurren sie an unserem Stammplatz. Für heute machen wir Feierabend und genießen das muntere Treiben. Vom Wettkampf „Drohne gegen Porsche“ über Ziellandungen im Sunset verfolgen wir eines nach dem anderen Event. Die Teilnehmer erhalten im Laufe des Abends Pokale.

Obwohl wir nicht wirklich etwas „geleistet“ haben, gibt es sogar für uns eine kleine Überraschung. Für die weiteste Anreise bekommen wir die „Long Range Trophy EDWF 2016“ samt einem Tankgutschein über 50 Liter AvGas. Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Bei einem gemütlichen After Landing Bier lassen wir den Abend ausklingen und fahren mit dem Taxi ins Hotel.

Am nächsten Morgen geht es schon früh los. Wir wollen auf der Rückseite der Kaltfront zurück zur Hahnweide fliegen. Um 7 Uhr machen wir bereits die HN klar, die noch verschlafen und mit Morgentau benetzt auf ihrem Grasparkplatz vor sich hin döst. Die gerade aufgegangene Sonne taucht den Flugplatz schon wieder ein ein ganz neues Licht. Das Zurrzeug gelöst, schieben wir unseren braven Reiseflieger an die Tankstelle. Wenig später geht es dann auch schon los. Bei der Routenplanung war uns allerdings entgangen, dass unser geplanter Zwischenstopp in Allendorf-Eder nicht möglich sein würde – Sonntags öffnet der Platz erst um 12 Uhr mittags. Und so fällt unsere Wahl zunächst auf Bielefeld. Wir verabschieden uns sehr herzlich vom Flugleiter in Leer und starten über die Ems in die Morgensonne.

Der morgendliche Flug verläuft ruhig. Auf Bremen Information ist kaum etwas zu hören. Schon bald werden wir an Langen Information weitergereicht, wir kommen zügig vorwärts. Fast zu zügig. Der Platz in Bielefeld öffnet erst um 9 Uhr, bereits 20 Minuten vorher sind wir beinahe da. In der Ferne sieht das Wetter doch noch nicht ganz so gut aus, wie geplant, ein kleines Stückchen wollen wir allerdings noch fliegen. Und so ändern wir erneut unser Etappen-Ziel und fliegen kurzerhand nach Paderborn-Lippstadt (EDLP). In der Kontrollzone ist noch nicht wirklich etwas los. Bereits vor dem Meldepunkt November höre ich unser Call Sign im Funk. „D-HN, fliegen Sie direkt in den rechten Queranflug Piste 24, der Wind aus 230 mit 3kt , Landung frei Piste 24.“

In Paderborn parken wir entspannt am Abstellplatz Allgemeine Luftfahrt und schlendern an einer Lufthansa CRJ900 vorbei zur Luftaufsicht, um unsere sehr moderaten Landegebühren von 14 Euro zu bezahlen. Danach geht es ins Terminal, in dem schon zahlreiche Urlauber auf Ihre Flüge nach Palma de Mallorca und anderen südlicheren Destinationen warten. Das Wetter sieht laut METAR und Satellitenbildern vor allem über dem Taunus noch nicht so gut aus und so warten wir gute zwei Stunden, bis es endlich weiter geht.

Markus übernimmt wieder. Eigentlich sollte dies der letzte Streckenabschnitt direkt zur Hahnweide werden. Wir überfliegen Allendorf-Eder und nehmen kurs auf das MTR VOR, nordöstlich von Frankfurt. Die Wolkenuntergrenzen sind mittlerweile in Ordnung, nur die dunklen Wolken im Westen lassen uns misstrauisch werden. Ein Blick auf das Regen-Radar verrät, dass eine große Gewitterzelle mit einer nicht unerheblichen Menge an Blitzen unsere Route kreuzen wird. Und so beschließen wir gemeinsam, sofort in den nächsten Minuten einen nahegelegenen Platz aufzusuchen. Die Wahl fällt auf Reichelsheim (EDFB). Die Platzrunde ist quasi schon in Sicht. Im Direktanflug Landen wir auf Piste 18. In der Ortschaft nebenan gehen bereits erste Schauer nieder.

Ungewohnt – wir rollen über die südliche von zwei Brücken zum Vorfeld. Soetwas habe ich auf kleinen Flugplätzen bislang noch nicht gesehen. Kaum auf der Parkposition angekommen, setzt ein heftiger Gewitterschauer ein. Wir bleiben erst einmal 20 Minuten im Flugzeug sitzen. Als das Unwetter vorbeigezogen ist, scheint die Welt wie einmal frisch gewaschen. Die Sonne scheint, das Gras ist grün und stände nicht 2 Zentimeter hoch das Wasser auf dem Asphalt, so hätte man vermutlich nicht mehr erkannt, was da gerade durchgezogen ist. Markus will eine Kleinigkeit essen. Eine wohlverdiente und effizient genutzte Pause, denn danach ist der Himmel bis auf einige lokale Mini-Schauer frei bis zur Hahnweide.

Für diesen letzten Streckenabschnitt gebührt mir nochmals die Ehre. Noch einmal eine Stunde in der guten HN. Ein kleiner aber harmloser Schauer wäscht den Flieger nochmals sauber. Querab Heubach fällt mein iPad aus. Überhitzung. Die Gelegenheit für Markus, sein ICAO-Karten-Backup auf dem iPhone zu testen. Aber dank den Drei-Kaiser-Bergen und der Albkante finden wir den weg auch so um die Kontrollzone von Stuttgart herum bis zur Hahnweide. Wir fliegen zunächst nördlich des Platzes vorbei und fliegen dann, wie es sich gehört, von Südwesten in die Platzrunde auf die Piste 31 ein. Es herrscht reger Segelflugverkehr. Und richtig böig ist es auch. Die Abschlusslandung gelingt dennoch wunderbar und wir haben es geschafft.

Fazit: Ein (für mich) richtig langes Flugwochenende mit vielen tollen Erfahrungen. Es hat einiges an guter Vorbereitung gebraucht, jedoch genau so viel Intuition und Spontanität. In Sachen Airmenship konnte ich auf jeden Fall so einiges mitnehmen. Herzlichen Dank auch Markus für diesen unvergesslichen gemeinsamen Trip!