Wieder ganz normale Platzrunden. Oder doch nicht?

An meinem vierten Ausbildungstag entfaltet die Sonne ihre volle Kraft. Der restliche Schnee auf der Hahnweide ist schon fast weg getaut. Für heute sind wieder Platzrunden geplant – und zwar laut meinem Fluglehrer „bis der Arzt kommt“.

Beinahe schon routiniert melde ich uns beim Tower an, rolle ich an den Start der Piste 31 und gebe Vollgas. Mein Fluglehrer Jochen greift heute nicht ein, ich fliege die Aquila ganz alleine. Die ersten Touch and Go’s sind zwar noch etwas holprig, ab der dritten Landung wird es dann aber schon deutlich besser. Mehr und mehr entwickelt ich ein Gefühl für die Maschine und fange sie in den nächsten Runden vor dem Aufsetzen butterweich ab. Klappen wieder zurück auf Start und Vollgas – weiter geht’s.

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Mit uns sind noch eine Cessna 152 der Flugschule sowie ein Polizei Helikopter in der Platzrunde. Alle paar Minuten meldet einer von uns dreien den Queranflug auf Piste 31.

Dann, ganz unerwartet, gibt mir mein Fluglehrer die Anweisung nicht noch einmal durchzustarten, sondern nach der Landung zurück zum Vorfeld zu rollen. Der Motor bleibt an, als Jochen die Haube öffnet, aussteigt und mich bittet zu warten. Ob er wohl eine Bio-Pause braucht?

Nach einigen Minuten kommt nicht er zurück, sondern der Leiter der Motorflugschule. Er setzt sich neben mich und bittet mich wieder an den Start zu rollen. Mir kommt das ganze seltsam vor! Was läuft denn hier ab? Er wolle mal sehen, was ich so kann. Na gut. Etwas verwirrt fliege ich drei weitere Platzrunden und lausche den Anmerkungen des Ausbildungsleiters. Wieder rollen wir anschließend zurück zum Vorfeld.

Dann der Schock! Der unangekündigte Lehrerwechsel war der offizielle Crosscheck für die Solo-Reife! Die nächsten Platzrunde soll ich jetzt sofort gleich alleine ohne Fluglehrer fliegen! Rechter Platz leer. Mein Herz ist ganz schön tief in die Hose gerutscht (irgendwo zwischen Gashebel und Ruderpedalen).

Meine gesamte Ausbildungsflugzeit liegt bis hier hin bei circa 4 Stunden 30 Minuten. Mit einem Soloflug hatte ich keinesfalls vor der 15. Stunde gerechnet. Irgendwann hatte ich einmal gelesen, dass Soloflüge zwischen der 15. und 20. Flugstunde von den insgesamt mindestens 45 Pflichtstunden üblich sind.

Ich war in diesem Moment so perplex und überrumpelt, dass ich auf gar keinen Fall alleine weiterfliegen wollte. Da half auch alles gute Zureden nichts mehr. Vielmehr war ich ziemlich froh, als mein Fluglehrer Jochen dann endlich wieder zu mir ins Cockpit stieg. Ich glaube, er war nur noch am schmunzeln, wie gerne hätte er heute mein erstes Solo gesehen. Ein bisschen stolz bin ich schon, dass die beiden mir das offensichtlich schon zutrauen. Noch ein wenig mehr „Arschgefühl“ möchte ich trotz allem vor meinem ersten Solo noch dazu gewinnen.

Auch wenn er bei den nächsten sechs Platzrunden keinerlei Anweisungen mehr geben musste und ich eigentlich ganz gut zurecht kam, war es mir doch wesentlich wohler mit meinem Fluglehrer auf dem Co-Piloten Sitz.

Als ich meinen Flugtag heute nach 14 Landungen beende, geht mir ganz schon viel durch den Kopf. Ich bin mir schon ziemlich sicher, dass ich weiß, was mir nächste Woche blüht…

SPIC 5h 10m
von 45h