Die letzten Solo-Stunden für mein Logbuch
Die Pilotenausbildung fliegt mit großen Schritten ihrem Ende entgegen. Es fehlt noch genau 1 Stunde und 11 Minuten Solo-Zeit in meinem Logbuch. Dabei möchte ich davon doch jede einzelne Sekunde so intensiv wie möglich auskosten. Nach meinem Flug vom vergangenen Freitag habe ich mir das für heute ganz besonders vorgenommen.
Freundlich begrüßt die Aquila mich im Hangar. So viele Stunden war ich nun schon mit ihr unterwegs. Ich betanke sie und mache sie startklar. Mit einem kleinen Flugdurchführungsplan in der Hand hole ich mir vom Leiter der Flugschule einen Flugauftrag und hüpfe in die Maschine.
Schon vor dem Start beherzige ich genau das, was mich auf so besondere Weise mit dem Fliegen verbindet. Die Hektik des Alltags vergessen. Alle störenden Gedanken loslassen. Eins werden mit dem Flieger und fühlen, wie sich die Maschine durch die Lüfte bewegt. Nach unten schauen, wie ein Vogel und die Welt ganz losgelöst von oben betrachten.
Schon stehe ich abflugbereit am Rollhalt. Lächelnd schiebe ich den Leistungshebel nach vorne. Vier stressfreie Platzrunden habe ich mir für den Anfang vorgenommen. Und siehe da, es klappt gleich viel besser als noch am Freitag. Alle Handgriffe sitzen wieder. Ich tätschele die Aquila. Es pfeift um die Haube herum, besonders beim Seitengleitflug. Die Windgeräusche machen das Erlebnis irgendwie noch intensiver. Noch zwei Ziellandeübungen, dann verlasse ich die Platzrunde.
Ich habe vor, nach Winzeln-Schramberg (EDTW) zu fliegen, um in 1.000ft über der Platzrunde die Gegebenheiten zu erkunden. Der Funk wird nicht besetzt sein, hat der Leiter der Flugschule mich vorgewarnt. Es geht lediglich darum, ein Gefühl für die Platzrunde zu bekommen, denn Winzeln-Schramberg ist ein potentieller Landeplatz für die Prüfung. Außerdem verbinde ich persönlich ein sehr schönes Erlebnis mit diesem Flugplatz, denn dorthin bin ich das erste Mal in einer Aquila, damals noch als Passagier, mitgeflogen.
Über Tübingen und Rottenburg geht es Richtung Sulz VOR. Obwohl Kurs und Höhe zu halten und Streckenabschnitte zu stoppen sind, kann ich mich hierbei richtig schön entspannen. Die Wolkenuntergrenze liegt bei etwas mehr als 4.000ft und der eine oder andere Schwaden streichelt schon auch ein paar mal sanft die Winglets der Aquila.
Die Platz Winzeln-Schramberg liegt direkt an einem Wald, so dass man die Bahn von Norden kommend nicht sieht. Ich halte mich an mein Vorhaben und fliege die Platzrunde ab, ohne zu Landen. Schade eigentlich, das italienische Restaurant am Platz ist eigentlich ganz gut.
Es ist einfach wundervoll, alleine zu fliegen, alles ist so friedlich hier oben. Leider geht es schon wieder zurück zur Hahnweide. Genussvoll geht es ein letztes Mal für heute in die Platzrunde, Zeit für die Abschlusslandung. Und dann sind sie voll, meine Solo-Stunden. 10 Stunden und 34 Minuten war ich bislang alleine in der Luft, 45 mal bin ich mit der Aquila und der Cessna heil wieder gelandet. Einfach Wahnsinn, wie schnell doch alles geht…