Warum die Freiheit über den Wolken grenzenlos ist

Mein letzter Flug mit einer C172 liegt schon 6 Wochen zurück. Im Büro ist es stressig und ich bin ein bisschen genervt. Das Wetter ist zwar schön, doch die vorhergesagten Windverhältnisse mit stattlichem Seitenwind (06015G25) sorgen ein wenig für Anspannung, als ich mich an diesem Spätnachmittag auf der Hahnweide in den Flieger setze. Auf Piste 13 geht es mit saftig getretenem Seitenruder zu einem sportlichen Takeoff-Run, das Querruder in den Wind gedreht.

Nach einer halben Stunde erreiche ich die Platzrunde von Donaueschingen (EDTD). Der Wind kommt mit 16 Knoten genau aus Ost und ich fädele mich auf die enge Platzrunde der Nord-Piste 36. Ich slippe die Cessna in den Wind – Seitenruder links, Querruder rechts – und richte sie exakt auf der Mittellinie aus. Meine beiden Fluggäste verfolgen erstaunt diese Landetechnik. Brav und butterweich setzt sich das liebe Maschinchen auf die Piste.

Mein stressiger Alltag ist spätestens jetzt komplett vergessen. Ich freue mich über die schöne Landung und denke an die Nordsee-Reise im August zurück. Nach einer Tasse Kaffe fliegen wir nach Hause. Ich steige über die Wolken auf FL95 und genieße den Ausblick. Keiner spricht. Nur der Motor gibt ein angenehm sonores Geräusch von sich. Die Sonne strahlt an diesem Oktobertag golden über die Wolken hinweg, im Hintergrund ein satt blauer Himmel. Und jeder von uns hat dieses verklärte Grinsen im Gesicht. Genau diesen Moment empfinde ich als Freiheit. Zufriedenheit. Ja Frieden.

Glücklich über diesen Moment tauchen wir durch eine Wolkenlücke, es wird Zeit für den Rückweg. Auf den angekündigten Seitenwind mit 10 bis 20 Knoten auf der Hahnweide freue ich mich bereits. Weich setzen wir im Gras auf, während die Sonne langsam hinter dem Wald verschwindet. Das obligatorische Putzen des Fliegers lässt Zeit, über den Flug zu nachzudenken. Zwar sind wir wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen, aber das Grinsen… Das ist geblieben.