Tagestour nach Colmar (LFGA)

Auf diesen Flug haben wir uns lange gefreut. Mehrfach verschoben, hat das Wetter heute ein besonderes Einsehen mit uns und beschert uns einen traumhaft sonnigen Oktobertag. So machen wir uns bereits um kurz vor 7 Uhr morgens mit Sach und Pack auf den rund einstündigen Weg zum Flugplatz.

Für heute ist ein Familienausflug ins elsässische Colmar geplant. Von der Hahnweide über das Sulz VOR, den Schwarzwald und den Rhein als Landesgrenze sollte der Weg nach Frankreich nicht länger als eine Stunde dauern. Für unseren grenzüberschreitenden Flug lautet der Flugplan also wie folgt.

FPL-DEAKS-VG
-C172/L-S/S
-EDST0715
-N0110VFR SUL
-LFGA0100 EDTF EDTG
-DOF/151002 EET/LFEE0050
-E/0500 P/003 R/VE A/WHITE AND RUBY RED

2015-10-03-21.04.23

Ein Rest von Morgennebel hängt über der Hahnweide, als ich die Maschine aus dem Hangar ziehe. Beide Flügel gut vollgetankt hätten wir genügend Sprit um bis an die Atlantikküste weiter zu fliegen. Man weiss ja nie.

Nach der Vorflugkontrolle und letzen Handgriffen sitzt die ganze Familie pünktlich um 9 Uhr im Flieger, die gesamte Ausrüstung ist verstaut, das Garmin G1000 programmiert und es kann endlich losgehen. Die Sonne im Rücken und den Wind auf der Nase starten wir von Piste 31 und bestaunen den Schatten, den die Cessna nach dem Takeoff unter uns auf die Landschaft wirft.

Zügig wechsle ich nach Verlassen der Platzrunde auf die Frequenz von Langen Information und aktiviere unseren Flugplan für den grenzüberschreitenden Flug. Und dann genießen wir einfach unsere Reise. Ich aktiviere den Autopiloten und steige nach Rottenburg auf FL65. Unter uns zieht das Neckartal vorbei. Die Konturen des Schwarzwaldes werden immer klarer, schon überfliegen wir den höchsten Punkt unserer Route. Bizarrer Dunst und Nebel hängt heute früh noch in den Tälern dieses Mittelgebirges fest. Wir genießen diese Aussicht und versuchen uns satt zu sehen, ehe der Schwarzwald wieder abfällt und in die flache Rheinebene mündet.

Unterwegs ist noch nicht viel los und auf der FIS-Frequenz ist es entsprechend ruhig. Der Rhein markiert die Landesgrenze zu Frankreich, Colmar ist nun noch weniger als 6 Flugminuten entfernt. Wir melden uns beim Tower und beginnen unseren Anflug auf den Flugplatz Colmar-Houssen. Die Stadt erstrahlt hell in der Morgensonne, auch der Flugplatz ist vor den Vogesen bereits sehr gut zu erkennen. Parallel zu einer Ausfallstraße drehen wir schließlich in den rechten Gegenanflug der Piste 01. Genau vor uns liegt nun die Stadt, auch im Queranflug können wir das Panorama weiter genießen. Ein wunderbarer Anblick.

Wir sind die Nr. 1 zur Landung und drehen ins Endteil. Sanft setzen wir auf der 1.680 Meter langen Bahn auf und rollen aufs Vorfeld. Die Parkposition A zugewiesen kommen wir neben einer C182 zum Halten und ich ziehe den Gemischregler. Der Propeller steht. Da sind wir. Willkommen in Colmar! In der kleinen Haupthalle des Flugplatzes bezahlen wir schnell noch die Lande- und Parkgebühren, dann machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle.

Mit dem Bus ist es noch nicht einmal eine viertel Stunde bis in die Innenstadt dieses französischen Kleinods. Wir steigen am Theatre aus und finden uns direkt in der malerischen Altstadt von Colmar wieder. Nach kurzem Schlendern entscheiden wir uns zunächst für ein verspätetes Frühstück in einem belebten Straßencafé, bevor es schließlich mit unserer Sightseeing Tour weitergeht.

Durch die verwinkelten Straßen und Gässchen dieser Fachwerkstadt spazieren wir den Kanal entlang, genießen den Anblick und die verführerischen Düfte in der Markthalle, bis wir schließlich auf der Brücke stehen, die den Anfang von „Petite Venice“, klein Venedig, markiert. Ein paar Touristen lassen sich von den Gondolieri über den Kanal und unter den niedrigen Brückchen hindurch schippern. Farbenfrohe Blümchen säumen die prachtvollen Altstadthäuser.

Die Sonne strahlt weiter kräftig aus dem blauen Himmel. Bei leckerem Flaumkuchen lassen wir es uns so richtig gut gehen, sogar den Flugplan für den Rückflug verschieben wir per iPhone kurzerhand nach hinten. Nach wenigen Minuten erhalte ich die Bestätigung. DLA-DEAKS-LFGA1445-EDST-DOF/151002.

Am Nachmittag werden schließlich doch die Beine müde. Nachdem ausreichend Baguettes und Croissants für zu Hause eingekauft sind und wir noch Macarons aus einem Patisserie-Geschäft gekostet haben, rasten wir im Champs de Mars, dem Stadtpark von Colmar. Und dann nehmen wir den nächsten Bus zurück zum Flugplatz. Unsere Haltestelle ist schon von Weitem gut sichtbar, auf dem nahegelegenen Kreisverkehr direkt vor dem Flughafengebäude steht nämlich ein Abbild der Freiheitsstatue. Und wir dachten immer, die gäbe es nur in New York und Paris…

Wir betreten das Vorfeld und machen den Flieger startklar. Eine viertel Stunde vor dem Flugplan starte ich schließlich den Motor. Am Rollhalt ES Piste 01 warten wir noch die Landung einer anderen Cessna ab, dann endlich starten wir in die Nachmittagssonne.

Am Rhein angelangt nehme ich wieder Kontakt mit dem deutschen FIS auf. Es ist voll auf der Frequenz, der Lotse kommt kaum zu Wort. Bei diesem sagenhaften Wetter ist heute so ziemlich alles in der Luft, was Flügel hat. Und so lauschen wir dem munteren Treiben bei Langen Information, während uns der Autopilot auf FL55 zurück über den Schwarzwald trägt. Es ist bereits sehr diesig und auf FL100 sind erste Cirrus-Wolken zu erkennen, die Vorboten einer regnerischen Warmfront in den nächsten Tagen.

Auf der FIS-Frequenz sind geschätzt mittlerweile um die 50 Maschinen. Beinahe unmöglich hier zwischendurch selbst einmal zu Wort zu kommen. Auch Verkehrsinformationen des Lotsen kommen nur noch sporadisch über den Äther. Als wir Tübingen überfliegen, beschließe ich mich dazu, die Frequenz bereits jetzt zu verlassen und den Flugplan nach der Landung telefonisch zu schließen.

Auch auf der Hahnweide ist noch einiges geboten. Mit uns sind noch drei weitere Maschinen in der Platzrunde. Gemeinsam halten wir Ausschau und fädeln uns in den rechten Gegenanflug auf die Piste 13 ein. Die Landung klappt prima, sanft setzten wir auf der holprigen Graspiste auf.

Die Maschine auf dem Vorfeld abgestellt, greife ich gleich zum Telefon – jetzt zu vergessen den Flugplan zu schließen wäre sicherlich kein schöner Tagesausklang. Das Telefonat selbst dauert keine 30 Sekunden. Reine Formsache. Alles erledigt. Derweil scheint die Abendsonne friedlich auf das Vorfeld der Hahnweide.

Ich freue mich, als wir auf meinen Fluglehrer Jochen treffen. Wir halten noch ein kurzes Pläuschchen und schieben gemeinsam die Cessna zurück in den Hangar. Ein langer Tag neigt sich dem Ende, zufrieden fahren wir nach Hause. Und im Kopf sprudeln bereits Ideen für weitere Reiseziele…