Prüfungsvorbereitung? Wohl eher ein Tag zum Vergessen…

Vielleicht kennt ihr das. Man hat gelernt, man hat geübt und ist eigentlich fit, seine Leistung abzurufen. Und dann klappt plötzlich gar nichts mehr. Genau solch ein Tag sollte es heute werden. Reichlich ungeschickt, wenn man mitten in der Prüfungsvorbereitung steckt. Ich möchte die Erfahrungen aus diesem Flug gerne dazu nutzen, um das Thema „Selbstkritik“ aus fliegerischer Sicht zu beleuchten.

Eigentlich fängt an diesem Morgen alles ganz normal an. Einzig weiss ich heute noch nicht, wohin wir fliegen, ganz wie in einer richtigen Prüfungssituation eben. Etwas zu hastig plane ich schließlich drei Flugabschnitte, von der Hahnweide (EDST) über Schwäbisch Hall (EDTY) nach Aalen (EDPA) und zurück. Erst vergesse ich die Mindestsicherheitshöhen in meinen Flugdurchführungsplänen, dann stimmt der Wind nicht. Leicht genervt geht es zum gecheckten Flieger.

Auf dem Weg nach Schwäbisch Hall stelle ich fest, dass ich doch schon eine ganze Weile nicht mehr ohne GPS-Unterstützung in der Aquila geflogen bin. Zwar finde ich den Platz in Schwäbisch Hall ohne Probleme, jedoch schon das Einfliegen in die mir bislang nicht bekannte Platzrunde ist irgendwie zäh.

Im Endanflug erfahren wir über Funk, dass die Piste von einem Motor-Drachen blockiert wird. Der Pilot weiss nicht, wie und wo er am besten die Piste verlassen soll. Die Stimmung im Funk ist insgesamt etwas gereizt. Wir starten durch. Angesteckt von der Hektik im Funk gehe ich dabei allerdings in der falschen Reihenfolge vor und nehme zuerst die Klappen auf Start, bevor ich Gas gebe. Mist. Obwohl mir klar ist, dass „sich ärgern“ mir nicht weiterhilft, fange ich an, zu verspannen.

Es soll nach Aalen (EDPA) weitergehen. Hierzu benötige ich meinen zweiten Flugdurchführungsplan. Nur wo im Kniebrett habe ich ihn denn nur hingesteckt? Ich wühle mich durch die Unterlagen und knülle alles mögliche in die Seitentasche der Aquila, bis ich endlich das richtige Stück Papier finde. Ich bin ein bisschen wütend auf mich. Hätte ich das nicht vorher besser organisieren können?

In Aalen angekommen, mag die riesige Platzrunde einfach kein Ende nehmen. Mit reichlich Seitenwind und Thermik wackle ich die Aquila ins Endteil. Ohnehin schon angespannt vermassle ich die Landung. Die Aquila springt vom Boden weg und segelt noch einmal gute 50 Meter bevor wir hart aufsetzen. Mist. Spätestens jetzt wäre innerlich ein Durchatmen nötig gewesen, verbissen gehe ich jedoch in den nächsten Versuch. Dieses Mal schiebe ich dank Seitenwind in einem ungünstigen Winkel über die Bahn. Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie mein Fluglehrer mit ans Steuer geht und ärgere mich um so mehr.

Es geht weiter nach Heubach (EDTH). Hier war ich auch lange nicht mehr. Die Platzrunde ist an sich in Ordnung, dem Lärmschutz geschuldet bin ich jedoch angehalten, sie sauber zu fliegen. Während mein Fluglehrer weiter redet, merke ich, wie meine Konzentration zusehends schwindet. „Ob das in der Prüfung wohl auch so ein Bockmist wird?“, schießt es mir durch den Kopf und ich schmiere von mir unbemerkt viel zu früh ins Endteil der Piste 07. Diese und auch die nächste Landung ohne Klappen klappt so einigermaßen. Aber warum vergesse ich denn heute nur andauernd, die Vergaservorwärmung vor der Landung wegzudrücken? Ich schimpfe mittlerweile laut vor mich hin.

Anschließend üben wir das Überziehen in einer langsamen Sinkflugkurve. Am Anfang bin ich zu hektisch. Erst bei den nächsten Versuchen klappt die Reihenfolge „Pitch, Power, Bank“ dann besser.

Es geht endlich zurück zur Hahnweide. Irgendwie habe ich schon geahnt, dass mein Fluglehrer den heutigen Tag mit einer Ziellandeübung abschließen wird. „Naja, wenigstens das kann ich ja“, denke ich. Als im Endanflug nur kurz vor uns schließlich noch ein Ultraleicht eine weiter Platzrunde zieht und beinahe nicht von der Stelle kommt, während ich zusehends an Höhe verliere, wäre ich am liebsten durchgestartet.

Mein Fluglehrer hat jedoch vor, diese Lektion gemeinsam mit mir zu Ende zu bringen. Wir klemmen uns hinter den UL und slippen was das Zeug hält ins Endteil. Erst als wir über der Schwelle ausschweben, verlässt die andere Maschine gerade die Piste. Dass die letzte Landung keine Glanzleistung mehr wird, überrascht mich an diesem Tag nicht mehr. „Ein Tag zum Vergessen!“, schimpfe ich laut vor mich hin, als ich den Motor auf dem Vorfeld abstelle. Mein Fluglehrer lacht. „So schlimm war es auch wieder nicht. Besser jetzt, als in der Prüfung.“ Und damit hat er recht.

Einige wichtige Lektionen habe ich aus diesem Flug gelernt. Wie so oft handelt es sich dabei um Binsenweisheiten. Nicht richtig angewendet, werden Sie schnell zum Risikofaktor für Pilot und Passagiere.

  1. Es gibt Tage, an denen man nicht so konzentriert ist wie sonst. Ob man an solchen Tagen in den Flieger steigt, sollte jeder kritisch für sich hinterfragen (z.B. mit der IMSAFE-Checkliste)
  2. Sich selbst unter Druck zu setzen, sei es wegen einer Prüfungsvorbereitung oder aus einem anderen Grund, ist ein denkbar ungünstiger Faktor, wenn man eigentlich entspannt und intuitiv seine volle Leistung abrufen will. Auch seinen Ärger währen dem Flug aufzustauen hilft auf keinen Fall weiter.
  3. Fehler treten meist gehäuft auf und ein Fehler führt wie an einer Kette zum nächsten. Dessen sollte man sich bewusst sein. Jetzt kühlen Kopf zu bewahren, einmal ruhig durchzuatmen und sauber nach Verfahren seine Optionen zu prüfen ist die ratsamste Vorgehensweise in einer solchen Situation.

Zwar hat man während dem Theorieunterricht im Fach Menschliches Leistungsvermögen schon viel hierzu gehört, die Praxis sieht jedoch wie so oft ganz anders aus. Es würde mich sehr interessieren, welche Erlebnisse dieser Art ihr schon hattet. Ich glaube, dass ein Austausch darüber wirklich hilft, künftig Fehler zu vermeiden.

SPIC 30h 3m
PICUS 8h 9m